Helle Ritscher
Auch diese Fahrt war geprägt von Änderungen bei Beginn und Ende. Nach dem angekündigten Zustieg am Sonntag (7.7.), dann doch erst am Dienstag (9.7.). Auch zurück anders als geplant. Wilhelmshaven fiel plötzlich aus und der Charterer Maersk hat Tempo machen lassen. So waren wir schon nach knapp elf Tagen zurück in Bremerhaven (19.7.), nichts wurde aus den angedachten 14 Tagen.
Ein neues Schiff für mich. Groß mit ca. 180m Länge, sehr komfortabel. Auf dem E-Deck 4 Kammern, 2x Doppel nach Vorn und 2x Doppel nach Achtern. Ich hatte die Doppelkammer auf der Steuerbordseite und während der ganzen Fahrt freie Sicht nach Vorne. Die Besatzung bestand aus Ukrainern für die Maschine und Elektrik, alle anderen inklusive Kapitän Binalla Phillippinos. Allesamt sehr nett und immer hilfsbereit. Ein Superkoch, der ist früher auf einem Kreuzfahrer gefahren.
Von Bremerhaven ging es rund um Skagen durch den Großen Belt (unter der Großer-Belt-Brücke durch) in die Ostsee. 1.264 sm nach St. Petersburg, wo ich dann zum zweiten Mal sein kann (2009 mit der Henneke Rambow das erste Mal).
Von dort dann 430 sm nach Rauma/Finnland. Dieser Hafen war neu für mich. Dann leider schon die 1.150 sm zurück nach Bremerhaven.
Gebucht beim Vermittler Int. Frachtschiffreisen Pfeiffer.
Start in Bremerhaven
Für mich sehr kurze Anfahrt von Cuxhaven nach Bremerhaven. Mein Passagierkollege Herr Lemmermann kam mit dem Zug aus Stade nach Cux, dann sind wir zum Eurogate in Bremerhaven, wo man problemlos parken kann. Der Shuttle kam sofort und so waren wir schon um 11 Uhr am Schiff. Mit dem Gepäck wurde gleich geholfen, das wäre sonst zum E-Deck eine ordentliche Schlepperei geworden. Auf dem Poopdeck kommt man zunächst in einen großen Officeraum. Da war der erste Eindruck schon sehr gut.
Um 12 Uhr gabs Dinner in der Offiziersmesse auf dem Poopdeck. Wir saßen an einem eigenen Tisch, und es gab einen Steward (Renee). Das Essen war beeindruckend, der Cookie hat das richtig schön angerichtet. Und gleich konnte auch aus der Shopliste bestellt werden (Bier, Wasser, Zigaretten in meinem Fall).
Viel Zeit blieb dann, um das Treiben im Hafen anzusehen. Wetter übrigens bestens. Um 17 Uhr ging es dann mit Schlepperhilfe los.
Und beim Lunch erfuhren wir, dass um 19 Uhr eine Welcome-Party im Dayroom (auch Poopdeck) stattfindet. Na, das fängt ja gut an. Die Party entpuppte sich dann als das bei den Philippinos so beliebte Karaoke. Stimmung war bestens. So kann eine Reise anfangen.
Seetage bis Russland
Zum Frühstück konnte man immer Eier in allen Variationen haben. Toast, Brot, Cornflakes, Müsli usw. war da. So begann jeder Tag schon mal richtig gut.
Am nächsten Morgen (2. Tag) Höhe Hirtshals, Kurs 63 Grad, 20 kn. Hier im Skagerrak wie so oft kräftiger Wind und leichte Dünung. In Skagen wird ja Werbung damit gemacht, dass sich hier Nord- und Ostsee begegnen. Falsch. Skagerrak und Kattegat gehören zur Nordsee.
Um Skagen herum zunehmend Schiffsverkehr. Wetter bestens. Übrigens kann man in der Kammer TV sehen, dieses Schiff hat eine Sat-Anlage, die automatisch nachgeführt wird. Habe aber nur zwei mal dies genutzt, es gab genug überall zu sehen.
Durchfahrt Großer-Belt-Brücke war ein Erlebnis. Diese insgesamt 6.790 m lange Brücke ist im mittleren Teil zwischen den 254 m hohen Pylonen 65 m hoch. Sie ist die europaweit längste Hängebrücke. Größere Schiffe wie die Helle Ritscher fahren durch die Ostrinne.
Und hier begegnen wir ausgerechnet der Bianca Rambow von der letzten Fahrt. So sehr habe ich die nun nicht vermisst. Teilweise scharfe Kursänderungen erforderlich, da unser Tiefgang recht hoch war. Spät abends dann Fehmarn passiert und die Fähren von der Vogelfluglinie noch gesehen.
Am Donnerstag (3. Tag) Wetter schlechter. Viele Großsegler unterwegs. Nachmittags Sicherheitsunterweisung. Abends dann Höhe Gotland.
Der erste Teil der Reise als Film. Hier sind die meisten Fotos, vor allem aber auch alle in diesem Reisebericht nicht gezeigten Videos enthalten. Dazu etliche Kommentare bzw. Erläuterungen. Vom Start in Bremerhaven in den Skagerrak. An Skagen vorbei in den Kattegat. Schließlich die hochinteressante Durchfahrt Großer-Belt-Brücke.
St. Petersburg
Am 4. Tag näherten wir uns mittags Kronstadt. Inzwischen hatte ich mit Tatiana (Führerin für die Stadt) abgemacht, dass wir uns um 22 Uhr Ortszeit (20 Uhr unsere Zeit) treffen - sie ist eine Perle. Also für mich dieses Mal St. Petersburg bei Nacht.
Habe heute dem Koch gesagt, dass ich keine Suppe mehr will, das wird zuviel!
Mittags vor Kronstadt auf der Insel Kotlin. Früher Festungsstadt, davon gibt es auch noch reichlich zu sehen. Gegenüber 2009 (mit der Henneke Rambow) hat sich sehr viel verändert. Fluttore neu, viele Hochhaussiedlungen und vor allem eine Straße, über die man nun die ganze Bucht überqueren kann. Kronstadt hat ca. 43 Tsd Einwohner.
Einfahrt geht immer nur kolonnenweise rein oder raus, ist für Gegenverkehr alles zu eng. Im Hafen von St. Petersburg der Liegeplatz von damals, na dann müsste ich den Ausgang hoffentlich wieder finden.
Unbedingt erfoderlich ist ein Visum für Russland. Das kostet ca. 90 Euro, das sollte man mindestens 4 Wochen vor der Reise beantragen, sonst wird es noch teurer.
Den Ausgang im Hafen zu finden ist abenteuerlich, der ist nur für Personen. Keine Beschilderung (und wenn, dann eben kyrillisch). Und der liegt wirklich sehr versteckt. Auf dem Bild nebenan ganz oben rechts in der Ecke.
Von da geht es dann einen langen Pfad entlang, bis man an eine Straße kommt. Hier wurden wir von Tatiana abgeholt, Auto mit Fahrer. Und ab geht es durch trostlose Gegenden in die unglaubliche Innenstadt.
Von 22 bis fast 03 Uhr waren wir unterwegs. Was soll man zu dieser Stadt sagen. Es war einfach überwältigend. Nachts hat diese Stadt einen ganz anderen Charakter, immer noch massenhaft Leute unterwegs. Besonders an der Newa, wenn um 2 Uhr die Brücken hochgeklappt werden um Schiffsverkehr zu ermöglichen.
Es ist so viel beleuchtet und angestrahlt, dass es schon dadurch nicht wirklich dunkel ist. Die Stadt hat übrigens etwa 5 Millionen Einwohner.
Die Zahl der Touristen muss unglaublich hoch sein. Allein die sieben Kreuzfahrer haben vermutlich an die 15 Tsd Leute ausgespuckt. Aber es ist nicht unangenehm, man hat einfach viel zuviel zu gucken und zu genießen.
Im Teil 2 des Films (s.u.) sind zahlreiche Videos enthalten, die bei den nächtlichen Lichtverhältnissen mehr hergaben.
Finnischer Meerbusen und Rauma
Am fünften Tag tuckerten wir gemütlich mit 13 kn Richtung Rauma, da wollen wir erst Montag früh ankommen, Wochenende wird dort nicht gearbeitet. Den Tag heute habe ich etwas verschlafen, solche nächtlichen Ausflüge sind eben nichts für alte Herren.
Heute hatte der Chief aus der Ukraine Geburtstag, es gab eine kunstvoll verzierte Torte vom Cookie und abends natürlich Party, also Karaoke. Der Chiefmate erklärte die Lust der Phillipinos daran damit, dass sie so ein wenig ihre Sehnsucht nach zuhause ausleben können, kann man verstehen.
Am 6. Tag mittags Maschine aus, wir wollen driften und Zeit schinden. Erst Abends wieder an. Das waren zwei schöne erholsame Tage auf See.
Hier der zweite Teil des Films. Beginn kurz vor Kronstadt, dann die interessante Einfahrt nach St. Petersburg. Natürlich viel vom nächtlichen Ausflug in die Stadt, da sind dann auch etliche Videos, die hier nicht im Reisebericht enthalten sind.
Schließlich erholsame Seetage im Finnischen Meerbusen auf dem Weg nach Rauma. Kreuzfahrerkolonnen, die man auch nicht alle Tage sieht.
Rauma / Finnland
Am 7. Tag haben wir morgens um 6 Uhr in Rauma angelegt, ein ganz kleiner Containerhafen. Um 10 Uhr hat uns ein Taxi abgeholt. Hier im Hafen müsste man sonst mit Warnweste und Helm herum laufen, was auch sehr kontrolliert wird.
Rauma hat eine Altstadt nur mit Holzhäusern, dies ist daher auch Weltkuturerbe. Wir haben uns das bei bestem Wetter angesehen. Vom Schiff mit dem Taxi knappe zehn Minuten zu fahren. Man kann gemütlich in einem der vielen Cafes sitzen (was wir auch eine gute Stunde gemacht haben) und einfach ein wenig herum bummeln.
Es ist natürlich etwas völlig anderes als das Erlebnis vor ein paar Tagen, aber lohnen tut es sich allemal.
Die Rückfahrt
Großes Missverständnis: es gab kein Lunch für uns zwei, also Toast und Brot gegessen, ist ja kein Problem. Um 19 Uhr abgelegt, nun geht es also auf die Rückreise. Ungefähr 1.150 sm.
Rauma war übrigens mein bisher nördlichster Hafen.
Das Container-Terminal ist so klein, dass wir mit unserem großen Schiff nicht komplett an den Kai passten.
Nach dem Ablegen ging es an vielen kleinen Inseln vorbei raus in die Ostsee
Ich dachte, das wird ein ruhiger Seetag. Aber dann gab es nachmittags ein absolutes Spektakel. Ein schwedischer Rettungshubschrauber hat uns auf Höhe Gotland als Übungsschiff auserkoren. Die setzten einen vorn an Deck ab. Der kam dann gleich auf die Brücke und es gab Süßigkeiten. Alle wollten unbedingt mit ihm fotografiert werden. Erlebt man eben nicht alle Tage. Was nicht alles für Passagiere geboten wird...
Wieder am Bug gewesen, ist immer ein schöner Platz, bei diesem Schiff offen, man muss nur durch zwei Luken durch.
Nun wird es aber Zeit, dass ich das Schiff vorstelle. Ausführlich wird die Brücke gezeigt, natürlich die Kammern auf dem E-Deck. Cookies Reich, die Messen. Und allerlei andere Aufnahmen im und vom Schiff.
Bei der Größe natürlich alles sehr geräumig. Aber nichts für Lauffaule: Vom Poopdeck zum E-Deck exakt 75 Stufen, runter ein Klacks, aber mit vollem Bauch deutlich beschwerlicher. Es gibt Sat-TV an Bord, auch auf See. Auch ein Außenpool ist da, der war aber immer leer. Dafür konnte man Tischtennis spielen.
Nun leider die letzte Strecke bis Bremerhaven. Wieder in den Großen Belt hinein und während abends Farewell-Party war, unter der Großer-Belt-Brücke durch. Vorbei an Skagen und bei nicht so sonnigem Wetter Richtung Helgoland. Schon bald sah man die Reede Außenweser und dann das letzte Mal kommt ein Lotse an Bord.
Ich mag diese letzten Stunden nicht, werde dann immer ganz wehmütig. Nach dem Dinner und herzlicher Verabschiedung dann von Bord gegangen und mit dem Kollegen zurück nach Cuxhaven.
Der dritte und letzte Teil des Films. Beginnt mit dem Ausflug in die Altstadt von Rauma. Das Auslaufen dort und die Seetage der Rückreise. Natürlich viele Aufnahmen von der Übung mit dem Rettungshubschrauber. Wie immer Fotos und Videos im Mix unterlegt mit Kommentaren.
Diese Reise war mal wieder rundum gelungen und hat richtig Spaß gemacht. Der einzige Wermutstropfen war die kürzere Reisezeit. Das Schiff ist sehr empfehlenswert, ich denke, das wird nicht die letzte Fahrt damit gewesen sein.
Hier noch einige technische Daten des Schiffes:
Name |
Helle Ritscher |
Länge |
179 m |
|
Flagge |
Liberia |
Breite |
27 m |
|
IMO |
9.333.371 |
max. Geschwindigkeit |
21 kn |
|
Baujahr |
2006 |
max. Tiefgang |
10,9 m |
|
Reederei |
Ritscher |
max. Kapazität |
1.856 TEU |
|
Werft |
Daewoo/Rumänien |
Leistung Maschine |
16.980 kW |