Auf See
Die See ist niemals eintönig, nie gleich. Nordsee hat eine ganz andere Farbe als Atlantik oder Mittelmeer. Manchmal spiegelglatt, meist aber unter dem Einfluss von Wind und Dünung mit kleineren oder auch stärkeren Wellen. Je größer das Schiff, desto eher bleibt es von diesen Wasserbewegungen unbeeinflusst.
Regelmäßig gehen auf der Brücke Wettermeldungen ein. Nur bei außergewöhnlichen Wetterlagen auf dem vorgesehenen Kurs wird dann auch mal die Route geändert.
Machen Sie mal eine Eisfahrt Richtung Finnland, wieder die See in ganz anderem Zustand. Die dünnen Eisschollen in der Bucht vor Oslo sind da nur ein milder Abglanz.
Auf Fahrten nach Finnland oder St. Petersburg sind bei starkem Eis immer Eisbrecher im Einsatz. Ich habe leider bisher noch keine Eisfahrt gemacht, das soll aber unbedingt noch kommen. Februar und März sind in der Regel die besten Monate dafür.
Je nach Fahrtgebiet kann man viele Tiere sehen, Wale, Delfine, fliegende Fische, ganze Fischschwärme, Schildkröten. Alles habe ich schon sehen dürfen. Delfine spielen in warmen Gewässern gerne am Bug, schön zu beobachten durch die Panamaklüse, das ist die Öffnung direkt am Bug (Name kommt vom Panamakanal, hier werden die Leinen zu den Lokomotiven durchgeführt). Schweinswale in der Ostsee sind keine Seltenheit.
Natürlich gibt es auch die wilde Seite der See, schwere Dünungen, mehrere Meter hohe Wellen, aufgepeitschte Gischt. Dann kommt das Schiff in Bewegung, es stampft, schlägt mit dem Bug heftig aufs Wasser, Gischt schlägt hoch bis zur Brücke. Oder die seitliche Bewegung (Rollen, der Krängungsmesser auf der Brücke zeigt den Neigungswinkel an), die meist unangenehmer empfunden wird. Tritt beides zusammen auf, schlingert das Schiff. Hier muss jeder seine Methode entwickeln, damit umzugehen. Ich habe mich meist auf der Brücke aufgehalten, weil ich dann sehen konnte, was so auf mich zu kommt, in der Kammer empfand ich das unangenehm.
Man kann aber auch ein paar Decks tiefer gehen und ist damit dem Schwerpunkt des Schiffes näher, wo die Bewegungen nicht so spürbar sind. Auf jeden Fall in solchen Situationen: Gut festhalten !!
Entspannend fand ich den Gedanken, so lange keiner von der Crew mit Schwimmweste herum läuft, kann es so schlimm nicht sein. Aber keine Sorge, richtig rauhe See ist ganz klar die Ausnahme.
Und eine Nacht ist auf See wirklich schwarz, kein Lichterglanz von nahen Städten.
Nachts den Himmel zu betrachten macht mich sprachlos. Nirgend an Land konnte ich jemals solche Mengen an Sternen sehen.
Schon diese Eindrücke machen eine Reise mit dem Frachtschiff unvergesslich.
Ein paar Worte zur Sonne auf See. Es ist ständig Fahrtwind, was die Intensität der Sonne enorm abmildern kann. Bisher hatte ich selbst noch keinen Sonnenbrand, aber ich habe schon Passagiere erlebt, die nach dem ersten Tag nicht mehr an die Sonne konnten, weil sie schon heftig Sonnenbrand hatten. Also vorsorglich gut eincremen.
Die eindeutig positive Seite ist, welche Schauspiele geboten werden, wenn morgens die Sonne aufgeht oder abends untergeht. Da kann man lange Zeit zusehen und immer nur über die Farbenspiele staunen.