Frachtschiffreisen
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Fahrt mit der BEATE August 2016

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Seit vielen Jahren war es mein Traum, einmal eine Reise mit einem Frachtschiff zu machen.
Nachdem ich in der passiven Phase der Altersteilzeit war, war ich endlich zeitlich flexibel genug um eine Frachtschiffreise zu planen.
Ich hatte mich schon lange Zeit vorher im Internet darüber informiert, welche Vermittler es im deutschsprachigen Raum gibt und habe mich dann für die Firma „Internationale Frachtschiffreisen Pfeiffer“ entschieden. Mein Wunsch war, dass die Reise in den Norden ging und die Schiffsführung deutsch sprach. Ich hatte zwar Englischunterricht genommen, „perfekt“ war mein Englisch allerdings nicht.

Mein erster Kontakt zu den „Pfeiffers“ war im September 2015. Ich hatte mich für eine einwöchige Reise nach Dänemark/Norwegen entschieden. Die Reise war bereits bis Ende 2016 ausgebucht. Alternativ wurde mir eine Reise nach Dänemark mit der BIANCA RAMBOW angeboten.

In der Zwischenzeit hatte mein Mann sich angeboten, mich bei der Reise zu begleiten. Das war ein tolles Angebot – weil er meine Leidenschaft für Schiffe nicht teilt, schon gar nicht die für Frachtschiffe! Wir schlossen also einen Beförderungsvertrag für die Reise im Juli 2016 ab.

Ich war komplett aus dem „Häuschen“, dass es nun doch noch klappen sollte. Im Internet war ich auf die Homepage von Eckhard Reeh gestoßen. Er berichtet über seine zahlreichen Reisen und gibt sehr wertvolle Tipps zu allen Fragen rund um das Thema Frachtschiffreisen. Ich habe ihn mit Fragen „bombardiert“, geduldig hat er immer wieder geantwortet. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für Deine Geduld, lieber Eckhard !

Anfang Juli 2016 kam eine Nachricht von Nina Pfeiffer, dass derzeit keine Aufträge für die BIANCA RAMBOW vorliegen und wir stattdessen auf die HENNEKE RAMBOW umgebucht werden könnten. Also, neuen Beförderungsvertrag unterschreiben und zurückgeschickt, trotzdem war meine Vorfreude ungetrübt.

Ein paar Tage später, wieder eine Nachricht von Nina Pfeiffer: die HENNEKE RAMBOW war leider aus der Charter. Alternativ könne man uns kurzfristig für Anfang August eine Kurzreise mit der BEATE (ebenfalls Reederei RAMBOW) nach Dänemark anbieten.

Route: Hamburg – NOK – Fredericia – Kalundborg – Aarhus – NOK – Hamburg. Dauer: voraussichtlich 5 Tage

Naja – besser eine verkürzte Reise, als gar keine…

Die Reise

Am Montag den 01.08.2016 war es endlich soweit. Wir fuhren einen Tag früher von Köln nach Hamburg und hatten ein Hotelzimmer in Finkenwerder für eine Nacht gebucht.

Schon an der 1. Autobahnraststätte rief mich Nina Pfeiffer an um uns mitzuteilen, dass die BEATE nicht wie geplant am CTA liegt, sondern am Buchardkai.
Dienstag habe ich nach dem Frühstück Kapitän Bree angerufen und gefragt, wann wir an Bord gehen können. Er sagte „sofort“ und wir sollen zum CTA kommen – also doch CTA….
Ich habe schnell das Zimmer bezahlt und wir sind direkt losgefahren. Meine Aufregung hat sich nochmals gesteigert, obwohl ich das nicht für möglich gehalten hätte.

Wir haben den CTA problemlos gefunden und waren in ca. 20 Minuten am Security Point. Im Hafengelände durften wir nicht parken – also hat mein Mann einen Parkplatz an der Straße gesucht und auch schnell gefunden.

Der Hafen-Shuttle brachte uns zur Beate. Ich war sehr beeindruckt von der Größe des Schiffes.
Einer der beiden deutschen Azubi’s hat uns freundlich begrüßt, das Gepäck abgenommen und an Bord begleitet. Hihiii, DAS ist also das „POOPDECK“ und gleichzeitig das „Sonnendeck“ für uns Passagiere.

Kapitän Bree stellte uns dem philippinischen Chief vor – er war während der Reise unser Ansprechpartner bezüglich Liegezeiten und Landgang.

Die beiden Offiziere kamen aus Russland (der nahm seine Mahlzeiten mit der Mannschaft ein und hat uns keines Wortes/Blickes gewürdigt) und der Ukraine, er war etwas wortkarg – aber nicht unfreundlich. Die Mannschafft bestand ausschließlich aus Philippinos – sie waren aufgeschlossen und immer freundlich.

Nach einer kurzen Einweisung in die Verhaltensmaßnahmen bei eventuellen Notfällen, wurden wir uns selbst überlassen.

Jetzt ging also mein langgehegter Wunsch in Erfüllung, das Abenteuer konnte beginnen.

Mein Mann hat die großzügige „Eigner Kammer“ mit separatem Wohnraum auf dem E-Deck bezogen und ich meine Einzelkammer auf dem B-Deck. Meine Kammer war klein, es gab außer Bett/Schrank noch eine kleine Sitzecke und einen kleinen Tisch, und einen Kühlschrank, der aber leider kaputt war.
Ich habe mich sofort wohl gefühlt! Meine Wege nach „unten“ in die Offiziersmesse und auf das Poopdeck waren angenehm kurz.


Die Koffer haben wir erst später ausgepackt – wir wollten dem geschäftigen Treiben beim Beladen zuschauen.

Unsere erste Mahlzeit an Bord der BEATE war das Abendessen. Es gab eine unglaublich große Portion Schweinebraten mit Kartoffeln und Salat.

Kapitän Bree schmunzelte, als er mein ungläubiges Gesicht sah und klärte uns auf, dass es immer DREI warme Mahlzeiten am Tag gäbe! Wir könnten uns stattdessen aber aus dem Kühlschrank mit Brot, Wurst/Käse, Marmelade bedienen – dieses Angebot nahmen wir gerne an! Auch Kaffee und Tee könnten wir uns jederzeit selbst zubereiten.

Getränke wie Bier, Wein, Sekt könnten wir bei ihm Kapitän bestellen. Von wegen Alkoholverbot an Bord, das gilt nur für die Crew.

Nach durchlesen der Bordregeln war klar, dass wir pünktlich zu den Mahlzeiten erscheinen würden.

Kapitän Bree war in entspannter Plauderlaune, da nutzte ich die Gelegenheit um nachzufragen, wann ich denn mal einen Besuch auf der Brücke machen könne. Er meinte nur “jederzeit, immer wenn die Türe offensteht, kurz anklopfen und einfach reinkommen“. Dieses Angebot würde ich sicher ausgiebig nutzen!

….und wo ich denn NICHT rauchen dürfe, war meine nächste Frage an ihn. „Auf der Brücke, im Maschinenraum und in der Messe darf nicht geraucht werden“, sagte er und griemelte dabei.

Wir legten bei tollem Wetter ab, um noch an zwei weiteren Terminals Halt zum Be- und Entladen zu machen. Auf diesem Weg kamen wir noch zu einer Gratis Hafenrundfahrt.

Erst gegen 3:30 Uhr nahm die BEATE dann Kurs auf den NOK.

Mittwochmorgen war ich etwas gerädert – hatte kaum geschlafen. Das Be-und Entladen der Container und das Festzurren macht schon einen Heidenlärm – nachts kommt einem das Maschinengeräusch auch besonders laut vor.


Ich war dann schon um 6:00 Uhr in der Offiziersmesse und hab‘ mir eine Tasse Tee geholt. Gut gelaunt begrüßte mich unser philippinischer Koch, der sich auch gerne von mir fotografieren ließ.


Die Fahrt durch den Nord- Ostseekanal habe ich sehr genossen und den ganzen Tag draußen an Deck verbracht – obwohl es immer wieder geregnet hat.

Schön war die Fahrt vorbei an der Schiffsbegrüßungsanlage in Rendsburg und die Ein- und Ausfahrt in die Schleuse.


Trotz Regen ließen wir uns die gute Laune nicht vermiesen, genau wie die Matrosen.

Gummistiefel wären allerdings nicht schlecht gewesen.



Auf offener See besserte sich das Wetter allmählich und es hatte aufgehört zu regnen.

Donnerstag haben wir früh am Morgen bei strahlendem Sonnenschein Fredericia erreicht. Im Gegensatz zum Hamburger Hafen ging es hier fast schon beschaulich zu. Direkt nach dem Frühstück konnten wir „einfach so“ von Bord gehen und uns im Hafengelände zwischen den Containern frei bewegen.



Ich konnte jetzt erstmals die Beate in aller Ruhe in ihrer ganzen Größe sehen und fotografieren.


Wir sind zu Fuß vom Hafen in die Stadt gegangen. Schlenderten durch die hübschen Straßen und einen kleinen Regenguss nutzten wir als willkommene Kaffeepause.

Gegen 14:00 Uhr waren wir wieder zurück am Hafen. Ein Kreuzfahrtschiff hatte angelegt und ich war glücklich, dass wir unsere Reise nicht mit diesem „Monster“ fortsetzen mussten. Der Zugangscode zum Containerhafen, den uns der Chief ausgehändigt hatte, funktionierte problemlos und wir gingen wieder an Bord „unserer“ BEATE.

Kurz nach 18 Uhr war Kalundborg in Sicht. Auch hier sollte be- und entladen werden. Wegen plötzlich einsetzendem Starkregens und der vom Chief vermuteten kurzen Liegezeit von 2 Stunden haben wir auf einen Landgang verzichtet.
Letztendlich haben wir dann erst gegen 23 Uhr abgelegt. Ich hatte überhaupt kein Problem damit, einen Landgang zu verpassen – mein Mann schon, er hätte lieber Kalundborg besichtigt – ich genoss die Atmosphäre an Bord.

Freitag, gegen 6:00 Uhr haben wir im Hafen von Aarhus festgemacht.

Leider kannte niemand von der Besatzung den Hafen und die Stadt. Der Chief sagte, dass wir vermutlich 2-3 Stunden bleiben würden. Also wollten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt machen. Nach ca. 40 Min. hatten wir den Hafenausgang noch immer nicht gefunden.

Ein Hafenarbeiter fragte wohin wir wollen und bot uns an uns auf seinem Containercurler bis zum Ausgang zu fahren. Wir waren gerade aufgestiegen, als ein Wagen der Security scharf bremste und der Fahrer uns fragte, wohin wir wollen und von welchem Schiff wir kämen. Wir dürften nicht einfach so ohne Helm und Warnweste im Hafen rum laufen!


Er hat mich dann in sein Auto „geladen“ und mein Mann ist zu Fuß bis zum Ausgang gegangen (der PKW war nur für 2 Personen ausgelegt).
Dort rief der freundliche Herr (der auch gut deutsch sprach) uns ein Taxi und ich musste inzwischen erstmal ein Rauchen.

Gegen 9:30 waren wir dann endlich in der Stadt. Wir wollten uns in aller Ruhe in Aarhus umschauen.

Eine knappe Stunde später klingelte mein Telefon. Der Chief sagte, dass wir sofort zurückkommen sollen, wir würden „bald“ ablegen.

Es war dann ziemlich stressig so schnell ein Taxi zu finden. Der Fahrer kannte sich im Hafen zum Glück aus und spuckte uns am richtigen Gate aus. Im Galopp ging es zu Fuß weiter bis zur BEATE, diesmal MIT Helm und Sicherheitsweste.

Wir waren fix und fertig und mein Mann schimpfte noch „dieser Stress, ich mach‘ NIE mehr eine Frachtschiffreise“.


Bis wir dann schließlich ablegten, vergingen inclusive Tanken noch 4 (!) Stunden – wir hätten uns also den Stress gar nicht machen müssen.


Ich hatte mich schnell wieder „beruhigt“ und freute mich auf unsere abendliche Runde an Deck.

Schließlich gab es immer wieder etwas neues zu entdecken…..



Den Abend ließen wir dann bei bestem Wetter gemütlich an Deck bei einem Bier ausklingen.

Samstag näherten wir uns schon sehr früh der Einfahrt in den NOK – natürlich war ich schon an Deck unterwegs. Es war noch etwas bewölkt, ab und zu nieselte es. Ich nahm trotzdem meinen liebgewordenen Platz in der ersten Reihe ein.

Die Lotsen kamen an Bord. Ich verbrachte wieder viel Zeit auf der Brücke, machte es mir auf der „roten Couch“, dem Besucherplatz für Passagiere bequem und genoss die Aussicht.

Die beiden Lotsen hatten das Steuer übernommen, Kapitän Bree erledigte ungeliebten „Bürokram“.

Nach dem Mittagessen konnte uns Kapitän Bree den ungefähren weiteren Tagesverlauf mittteilen. „Eigentlich“ sollte er gegen 18:00Uhr einen Liegeplatz am CTA bekommen – wir waren aber viel zu früh dran.

Der Plan sah nun wie folgt aus: 15:30 Buchardkai, danach ca. 4 Stunden auf Reede. Gegen 20:00Uhr am Tollerort, danach wieder auf Reede und gegen 1:00Uhr dann schließlich am CTA.


Wir haben uns dazu entschlossen, am Buchardkai auszusteigen.

Also packten wir unsere Köfferchen und parkten diese schon mal auf dem Poopdeck.



Ich genoss jede Minute der Fahrt durch den NOK, das Schleusen und die vorbeiziehende Landschaft.

Wir verabschiedeten uns von Kapitän Bree. Mein Mann war sichtlich locker und gelöst, dass er jetzt endlich von Bord gehen konnte.

Nachdem die polizeilichen Aktivitäten abgeschlossen waren, gingen wir gegen 18:00 Uhr von Bord. Ein Shuttle brache uns zum Hafenausgang und von dort brachte uns ein freundlicher Herr von der Seemannsmission (gegen eine kleine freiwillige Spende) vom Buchardkai zum CTA und somit zu unserem Auto, das zu unserer großen Freude noch unversehrt auf dem Parkplatz stand.

Fazit meiner ersten Frachtschiffreise:
Meine Kammer war klein, aber sauber und zweckmäßig eingerichtet – habe sie nur zum Schlafen genutzt und dafür war sie allemal gut genug ausgestattet.
Der philippinische Koch hat jeden Tag ein sehr schmackhaftes Essen gezaubert und dabei den einen oder anderen „Sonderwunsch“ gerne erfüllt.
Kapitän Bree wirkte auf den ersten Blick etwas wortkarg, aber ich habe mich sehr gut mit ihm verstanden und mochte seinen norddeutschen, etwas „kühlen“ Humor sehr ! Da ich technisch nicht so bewandert bin, wie viele Passagiere auf Frachtschiffen, haben wir uns auch oft über private Dinge ausgetauscht.



Dass wir uns so frei auf dem Schiff bewegen konnten war toll und das hatte ich so nicht erwartet.

Wir haben schon viele interessante (Expeditions-) Reisen mit kleinen Passagierschiffen gemacht, ohne Animation und Dresscode – trotzdem gibt es riesige Unterschiede zu einer Frachtschiffreise.

Von dieser Art zu reisen bin ich schlichtweg BEGEISTERT ! ! ! Ich werde in jedem Fall nochmals eine Frachtschiffreise machen – wenn irgendwie möglich soll es eine „Eisfahrt“ sein.

Mein Mann war nur mir zuliebe mitgefahren – er wird dieses Abenteuer keinesfalls wiederholen. Aber ich weiß ja jetzt wie „es geht“ und mache die nächste Reise alleine.

Ein paar Daten des Schiffes:


Name

Beate

 

Länge

134 m

Flagge

Deutsch

 

Breite

22 m

DWT

11.269 t

 

max. Geschwindigkeit

18 kn

Baujahr

2005

 

BRZ

9.981

Reederei

Rambow

 

max. Kapazität

868 TEU

     

Leistung Maschine

8.510 kW

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